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Was bestimmt beim Nadelbinden die Größe der einzelnen Schlaufen?
... und damit auch, wie dicht das Gewebe des jeweiligen Stiches wird ...

Dies ist eine unter Nadelbinder immer wieder und tw. auch sehr kontrovers geführte Diskussion. Es gibt mehrere unterschiedliche Meinungen und Theorien dazu. Sie spielen bestimmt alle mehr oder minder stark eine Rolle und ich könnte mir vorstellen, dass es auch von der ganz persönlichen Art, wie der einzelne nadelbindet, abhängen könnte, welche Faktoren bei einem selbst die Maschengröße maßgeblich bestimmt.
Mitglieder unseres Nadelbindeverteilers bei Yahoo können sich übrigens HIER an einer Umfrage beteiligen zum Thema, welche Faktoren wie stark die Maschengröße beeinflussen.
Nadelstärke/-größe
Die Nadelgröße bzw. die Nadeldicke im besonderen bestimmt unbestreitbar die Maschengröße. Allerdings nur in einem recht geringen Maße. Die Nadelgröße muss sich wirklich schon sehr deutlich ändern, bevor ein Unterschied erkennbar wird

Hierzu habe ich vor kurzem ein kleines Experiment gemacht, dessen Ergebnisse HIER anzuschauen sind.

Daumengröße
Ich denke, dass die eigene Daumengröße relativ wenig Einfluss auf die Maschengröße hat. Natürlich kann man seinen Daumen nicht dünner machen und hat so eine gewisse Grenze für das Zusammenziehen der Daumenmasche, aber ich halte die nächsten beiden Punkte einfach für eine viel stärkerer Beeinflussungsmöglichkeit.
Eigene Experimente lassen sich ja leider zu diesem Thema wegen Mangel an verschiedenen eigenen Daumen schlecht ausführen :(

 

Sitz der Daumenschlaufe auf dem Daumen
Auf dem 1. Nadelbindertreffen in Homberg/Efze hatte ich die Möglichkeit vielen unterschiedlichen Nadelbindern auf die Finger zu schauen und habe sehen können, dass sich die Position in der sich die Daumenmasche bei der Bildung u. beim weitern Nadeln befindet sich von Nadler zu Nadler sehr stark unterscheidet.
Gerade bei einigen Anfängern konnte ich beobachten, dass die Daumenschlaufe sehr weit auf dem Daumen nach hinten (1) geschoben wurde (wohl um zu verhindern, dass sie einem aus Versehen von Daumen rutscht). Bei diesen wurden die Schlaufen sehr groß und das Gewebe extrem locker.
Bei einigen anderen saß die Daumenmasche so weit vorne auf dem Daumen, dass sie fast nur noch um den Fingernagel geschlungen war. Bei diesen waren die Maschen sehr klein.

 

Wie und wann die Daumenschlaufe festgezogen wird
Bei Gesprächen mit anderen Nadelbindern wurde auch sehr schnell klar, dass der Zeitpunkt und wie (d.h. auch wie oft) die Daumenschlaufe festgezogen wird, die Schlaufenstärke sehr stark beeinflussen kann.
Scheinbar hat sich jeder im Laufe der Zeit hier ganz eigene Techniken angewöhnt. Ich werde versuchen, unterschiedliche Vorgehensweisen zu beschreiben, aber bestimmt ist meine Liste nicht vollständig und lässt noch viel Bedarf an Diskussionen auf unserem Nadelbinde-Verteiler übrig, bei denen jeder herzlich willkommen ist mitzureden.
  • manche ziehen die neue Daumenschlaufe nur einmal - nämlich während ihrer Entstehungsphase beim Durchziehen der Nadel - fest. Danach wird sie nicht mehr "manipuliert" und die Maschen werden so eher lockerer
  • oft wird die Daumenmasche noch einmal kurz vor dem Abstreifen vom Daumen nachgezogen und so etwas verkleinert
  • es kommt sogar vor, dass die Daumenschlaufe, nachdem sie vom Daumen abgestreift wurde, nochmals festgezogen wird. Dadurch wird natürlich ein sehr festes Maschenbild erreicht (sehr kleine Schlaufen)
  • In dieser Thematik spielt also auch die Frage, wann die Daumenmasche vom Daumen geschoben wird, bestimmt eine Rolle. Auch hierfür konnte ich kein "allgemeingültiges Rezept" bei Nadelbindern erkennen:
    • einige behalten die Daumenmasche sehr lange auf dem Daumen und sie wird erst heruntergeschubst, wenn die neue fertig daneben gebildet wurde
    • andere entfernen die Daumenmasche, nachdem sie die Nadel und einen Großteil des Arbeitsfaden schon durchgezogen haben (also kurz bevor die neue Daumenmasche gebildet wird)
    • es ist aber auch die Version zu beobachten, dass die Daumenmasche schon vom Daumen geschoben wird, bevor die Nadel überhaupt durchgezogen wird d.h. wenn sie gerade die entsprechenden Schlaufen der Vorstiche aufgefasst hat.
grundsätzlich welche Nadelbindetechnik ich anwende:
  • mit Daumenfesselung
    (von manchen auch Daumenfang-Technik genannt)
  • Freihandtechnik
  • andere Technik ... z.B. Maschenbildung um den Zeigefinger oder mehrere Finger
Beeinflusst die Garnstärke auch die Maschengröße?
Dies ist vielleicht eine komische Frage, aber nicht ganz unsinnig. Wenn ich ein recht starkes Garn benütze, setzt dieses ja auch selbst gewisse Grenzen z.B. in der Hinsicht, dass es sich irgendwann nicht mehr weiter komprimieren lässt und die Maschen sich nicht mehr weiter zusammenziehen lassen. Unter Umständen könnte so eine Masche größer werden als mit einem dünneren Garn auch wenn alle obigen Faktoren gleich bleiben würden.
Art des Stiches - die Anzahl der Verschlingungen
Über unseren Nadelbindeverteiler machte mich Lunula auf diesen weiteren Faktor, der die Schlaufengröße bestimmt aufmerksam:
"Ich bin auf einen weiteren Faktor gestoßen, der die Schlaufengröße meines Erachtens beeinflusst: Die Stichart.
Schaut Euch mal meinen Blogeintrag mit den Fäustlingen an. 
Das gelbe Paar ist im Oslo-Stich (UO/UOO) genadelt, das rote im Korgen Stich (ich glaube, der heißt so, UOO/UUOO). Ich glaube, man kann auf den Fotos gut erkennen, dass die roten Fäustlinge (bei etwa gleicher Handgröße) viel mehr, also engere, Schlaufen haben als die gelben.
Nun war bei den roten auch das Garn dünner, aber ich glaube nicht, dass es nur daran liegt (ich habe mit dem dünnen auch schon Oslo-Stiche gemacht und die waren größer). Bei mir wird ein Stich mit wenigen Überkreuzungen wie Oslo immer größer, also "grober" als ein Stich mit vielen Überkreuzungen.  ...
"

(Lununla)

Schaut Euch mal die nebenstehende Skizze an. Diese stellt sozusagen einen Schnitt längs des Verlaufes der aktuellen Masche (grün) dar. Der Faden der aktuellen Masche geht dabei ja über und unter die Fäden der versch. Vormaschen (braun - im Durchschnitt). 
So lange ich an der Masche arbeite d.h. sie durchziehe, durch sie durchsteche oder noch über dem Daumen habe, ist der Faden ja gespannt. Arbeite ich aber dann weiter, "entspannen" sich die zurückliegenden Fäden und sie liegen nicht mehr straff gespannt dar, sondern in Bögen um die Verschlingungen mit den anderen Maschen. Da aber die Bögen/das "Über-und-Unter" aber nun mehr Faden frisst (braucht), schrumpft das Gebilde (die Schlaufengröße) in ihrem Umfang.
(Deswegen muss ich ja beim Weben den Schussfaden auch in Bögen einlegen, um diesen Mehrverbrauch auszugleichen u. zu verhindern, dass sich das Gewebe in der Breite immer kleiner wird.)

Fazit: Je mehr Über-Unter-Wechsel ich in einem Stich habe, desto kleiner wird die Maschenreihenhöhe (bei gleicher Schlaufengröße)

Vielleicht fallen Euch noch andere Maschengrößen-bestimmende Faktoren ein?
Auch hierbei sei auf die Diskussionsmöglichkeit auf unserem Nadelbinde-Verteiler hingewiesen!

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